Unterschiede zwischen GFK


Glasfaserverstärkte Kunst­stoffe unterscheiden sich in Zusammen­setzung, Formen oder dem Herstellungs­prozess. Wir haben die Differenzierungen von GFK für Sie zusammen­gefasst.


Lesezeit: 10:00 Min.

GFK ist nicht gleich GFK

Vor allem der Fahr­zeugbau setzt schon lange auf glas­faser­ver­stärkten Kunst­stoff. Doch auch der Maschinen­bau und andere In­dust­rien sehen immer mehr Po­tenzial, denn der Werk­stoff hat viele Vor­teile zu her­kömmlichen Werk­stoffen. Belast­barkeit und Form­barkeit stehen mit an erster Stelle der Fähig­keiten. Außerdem punktet GFK mit einem sehr guten Gewichts-Festigkeits-Verhältnis. Das spielt eine besonders große Rolle, wenn der Werk­stoff zur Her­stellung von Bau­teilen her­genommen wird. Die Unter­schiede von GFK haben ihren Ur­sprung schon vor dem Her­stellungs­prozess bei der Zusammen­setzung des Materials und ziehen sich bis zum fertigen End­produkt.

Wir haben für Sie zusammen­gefasst, wie sich die Zu­sammen­setzung von GFK unter­scheiden kann. Zudem zeigen wir Ihnen, in welchen Formen GFK vor­kommt und welche Unter­schiede es beim Her­stellungs­prozess gibt.

Die Zu­sammen­setzung bestimmt die Eigen­schaften

Chemikerin mischt im Labor verschiedene Flüssigkeiten zusammen | insights by LAMILUX

Unter den Werk­stoffen sticht GFK be­sonders her­vor, da das Ma­ter­ial leicht, aber sehr robust ist. Das liegt an dem spe­ziel­len Ver­bund von Glas­fasern und einer Kunst­stoff­matrix. Die Matrix gibt dem Faser­verbundw­erkstoff sein Aus­sehen, dabei sind sowohl der Farbe als auch der Ober­flächen­struktur wenig Grenzen ge­setzt. In me­cha­nischer Hin­sicht muss die Matrix die ver­stärkenden Fasern in ihrer Po­sition halten und Span­nungen zwischen ihnen über­tragen und ver­teilen. In Bezug auf die Lang­lebig­keit hat sie die Auf­gabe, die Fasern vor äußeren me­cha­nischen und che­misch­en Ein­flüssen zu schützen. Wichtig ist hier auch die Schlichte auf der Glas­faser. Diese muss mit dem Matrix­harz kompatibel sein, damit eine Faser-Matrix Anbindung gewähr­leistet ist.

Bei der Zusammen­setzung der Aus­gangs­stoffe von GFK wird meist un­ge­sättigtes Polyester­harz oder Epoxid­harz als Matrix ver­wendet. Die Frage, ob Polyester­harz oder Epoxid­harz lässt sich am ein­fachsten be­ant­worten, indem man die Vor- und Nach­teile von Polyester­harz und Epoxid­harz eina­nder gegen­über­stellt.

Un­gesättigte Polyester­harze (UP)

Polyester­harz lässt sich gut mit Glas­faser­matten ver­arbeiten. Der Haupt­grund, warum Glas­faser­textilien und Pol­yester­harze so gut zusammen­passen liegt in der guten Tränkung und der guten Faser­anbindung. Zudem ist Polyester­harz günstiger als Epoxid­harz und lässt sich einfacher hand­haben und ge­nerell leichter ver­arbeiten. Un­gesättigt bedeutet, dass lange, un­ver­netzte Pol­yester-Ketten weiter­hin reaktions­freudig sind, da sie un­genutzte Doppel­bindungen haben. Bringt man diese dann beispiels­weise mit dem ebenfalls un­gesättigten Styrol zur Reaktion, bewirkt das eine Ver­netzung der Ketten. Diese Ver­netzungs­reaktion nennt man Härtung. Die Härter­mengen sind Prozess-abhängig und werden vom Her­steller in auf­wendigen Ver­suchen er­uiert. Je nach Aus­wahl der Aus­gangs­stoffe und den Mischungs­ver­hält­nissen, sind bei UP-Harz variable Ver­netz­ungs­grade, also unter­schiedlich harte End­produkte möglich.

Jedoch ist dabei Vor­sicht ge­boten: Die Ver­netz­ungs­reaktion ist stark von der Re­zeptur und dem Prozess ab­hängig und Fehler können hier zu un­genügenden Material­eigen­schaften führen. Zudem bildet sich bei der Aus­härtung ein für UP-Harze charakter­istischer Geruch. Das liegt daran, dass bei der Aus­härtung das im Polyester­harz ent­haltene Styrol zum Teil verd­ampft und zum anderen ein geringer Rest­styrol­anteil im End­produkt zurück­bleibt. Die Geruchs­schwelle von Styrol liegt im ppm Bereich. Außerdem besitzt Polyester­harz im Verbund mit Ver­stärkungs­fasern geringer aus­geprägte me­chanische Eigen­schaften als Epoxidharz.

Unter­schiede im Glas­faser­verbund

Nicht nur die Matrix spielt bei der Zu­sammen­setzung eine wichtige Rolle, auch die Wahl der Fasern ist aus­schlag­gebend für das End­produkt und seine Eigen­schaften. Die Fasern geben dem Faser­verbund­werkstoff die notwendige Festig­keit. Neben der Zug­festigkeit kann, falls der Werk­stoff auf Druck be­ansprucht wird, auch die Biege­festigkeit eine Rolle spielen. Da die Fasern je nach Be­anspruchung aus­gerichtet und in ihrer Dichte, also der Anzahl pro Fläche, an­gepasst werden können, entstehen mit­hilfe ent­sprechender Her­stellungs­verfahren maß­geschneiderte Bau­teile. Es gibt ver­schiedene textile Formen, die im Glas­faser­verbund unter­schieden werden: Vliese, Matten, Gewebe und Gelege.

Abbildung einer Vlies-Struktur | insights by LAMILUX

Vliese

Bei Vliesen handelt es sich um feine, kurze Glas­fasern, die beispiels­weise aus einer Emulsion ab­ge­schieden und zu dünnen Flächen­waren ver­festigt werden.

  • kurze, wirr ge­legte Glas­filamente
  • sehr leicht – z.B. 20g/m2
  • Ver­gleich­barkeit mit Papier
  • optische Ver­besserung der Ober­fläche

Matten

Matten be­stehen aus ge­schnittenen Glas­fasern, die ca. 5 cm lang sind, oder end­lose Glas­fäden, die regel­los ge­schichtet und durch einen Binder ver­klebt sind. Von Matten wird ge­sprochen, wenn die Glas­fasern be­reits vor dem Her­stellungs­prozess von GFK als Rollen­ware in Form ge­bracht wurden.

  • Ver­schiedene Gramm­aturen (Flächen­gewicht): 200 - 500 g/m2
  • Regel­los ge­schich­tete Glas­fasern, mit Binder ver­stärkt:
    • "Schnitt­glasmatte" oder "Häcksel­matte": Standard
    • "endlose" Fasern: bessere me­chanische Eigen­schaften, aber sehr viel teurer

Gewebe

Glas­faser­rovings oder -garne, die zu Flächen­waren mit unter­schied­lichen Web­mustern ver­bunden sind, werden als Gewebe be­zeichnet. Beim Gewebe sind die Stränge nicht mit­einander ver­klebt. Ein „Roving“ ist ein Bündel von Fasern, die nicht mit­einander ver­bunden, sondern nur lose neben­einander liegend sind.

  • Ver­schiedene Grammaturen (Flächen­gewicht): 200 - 1000 g/m2
  • Als Garn- oder Roving­gewebe

Gelege

Bei einem Gelege liegen die Glas­faser­stränge parallel und ge­streckt in ein oder mehreren Lagen. An Kreuzungs­punkten werden die Lagen durch zu­sätz­liche Fäden, meist aus Polyester fixiert.

  • Ver­schiedene Grammaturen (Flächen­gewicht): 100 - 1000 g/m2
  • Multi­axiale An­ordnung, also Fasern in Längs- und Quer­richtung und auch schräg dazu in beide Diagonal­richtungen (0°, 90°, 45°)

Unter­schied­liche Formen fordern unter­schiedliche Her­stellungs­prozesse

GFK gibt es in den ver­schiedensten An­wendungs­bereichen von Fahr­zeug­industrie bis Bau­industrie. Ob kleinste Kabel oder ganze Flug­zeug­teile – GFK kann sehr unter­schiedliche Formen annehmen.  Grund­sätzlich lassen sich glas­faser­verstärkte Kunst­stoffe in drei Gruppen ein­teilen, in denen sie fertig oder zur Weiter­ver­arbeitung produziert werden: Form­teile, Platten oder Rollen. Abhängig von der Form und Ver­wendung des Bau­teils kann man zwischen ver­schiedenen Her­stellungs­verfahren unter­scheiden, welche spe­zialisiert darauf sind GFK ent­weder als individuelles Form­teil, Platte oder Rolle an­zu­fertigen. Es werden vier ver­schiedene Her­stellungs­verfahren dif­fe­ren­ziert.

Sheet Molding Compound (SMC)

Sheet Molding Compound, auch SMC genannt, be­zeichnet teig­artige Press­massen aus duro­plast­ischen Reaktions­harzen und Glas­fasern zur Her­stellung von Faser-Kunststoff-Verbunden. In der SMC Masse liegen die nötigen Kom­ponenten komplett vor­gemischt für die Ver­arbeitung vor. In der Regel werden Polyester- oder Vinylester­harze ver­wendet. Die Ver­stärkungs­fasern liegen in Matten- oder Gewebe­form vor.

Anwendungen SMC

SMC dient der Her­stellung von Karosserie­teilen für Pkw, Sport­geräte, Elektro­industrie, Sanitär­industrie und in der Luft- und Raum­fahrt­industrie. Beim Pressen können bereits Be­festigungs­elemente in die Press­form eingelegt werden. Dies macht SMC be­sonders wirt­schaft­lich. Die Füll­stoffe dienen zur Gewichts- und Kosten­reduktion.

Bulk Molding Compound (BMC)

Bulk Molding Compound, kurz BMC, ist ein Faser-Matrix-Halbzeug, welches aus Kurz- und Lang­fasern besteht. Genauer be­steht es meistens aus Kurz-Glas­fasern und einem Polyester­harz. BMC liegt als teigige, form­lose Masse vor und wird in Beuteln oder anderen Ge­binden ge­liefert. Die Ver­arbeitung findet im Heiß­press­ver­fahren statt. Dabei wird die BMC Masse zentral in ein be­heiztes, ge­teiltes Werk­zeug ein­gelegt. Durch das Schließen des Werk­zeugs ver­teilt sich das BMC und formt das ge­wünschte Produkt. Durch die kurzen Faser­längen können beim Pressen auch dünne Rippen und Wand­dicken ge­füllt werden. Bei ent­sprechend kleinen Faser­längen kann BMC auch im Spritz­guss­verfahren ver­arbeitet werden.

Anwendungen BMC

BMC findet vor allem im Elektro­bereich Anwendung. Es wird zu Schalter­teilen für Nieder- und Mittel­spannungs­geräte ver­arbeitet, da dort die An­forderungen be­züglich der Schalt­leistung und Flamm­beständig­keit hoch sind. Im Automobil­bereich wird BMC größten­teils für Schein­werfer­reflektoren und Vergaser­gehäuse ver­wendet.

Kontinuierliches Herstellungsverfahren

Das konti­nuierliche Her­stellungs­verfahren ist ein Produktions­verfahren, das eine be­sonders hohe Qualität gewähr­leistet. Spezial­isiert auf diesen Prozess ist LAMILUX Composites. Auf mehr als hundert Meter langen Flachbahn­anlagen werden GFK Rollen her­gestellt. Aufgrund des hohen Automations­grades, der eine jeder­zeit reproduzier­bare Her­stellung der ver­schiedenen Material­varianten garantiert, sind die Anlagen die Modernsten ihrer Art in Europa. Während des gesamten Produktions­prozesses werden die Fertigungs­standards durch ein lücken­loses Qualitäts­management ab­gesichert. Neben der prozess­begleitenden Über­wachung gehören hierzu auch intensive labor­technische Rohstoff­eingangs- und Werkstoff­endkon­trollen.

Handlaminieren

Hand­laminieren ist eine Möglich­keit komplexe Bau­teile aus faser­ver­stärktem Kunst­stoff her­zustellen. Dabei geht die Größe bis hin zu Segel­flugzeugen oder Sport­booten. Für diesen Her­stellungs­prozess werden eine Negativ­form des her­zustellenden Bau­teils, das ge­wünschte Faser­gewebe, zum Beispiel Glas­faser­matten, und die Matrix, zum Beispiel Epoxid­harz, be­nötigt. Die beiden Materialien werden dann abwechselnd per Hand in der Form ver­teilt. Bei der Her­stellung muss unbedingt darauf ge­achtet werden, dass die beiden Kom­ponenten gut durch­mischt und die Fasern ohne Luft­einschlüsse mit der Matrix getränkt sind. Danach muss das Bau­teil entweder kalt an der Luft oder heiß in einem Härte­ofen aus­härten. Das heiße Aus­härten erzeugt höhere Festig­keiten und besch­leunigt den Aus­härtungs­prozess.

Noch mehr In­for­mationen über glas­faser­ver­stärkte Kunst­stoffe, wie sich der Werk­stoff im Ver­gleich mit anderen Materialien schlägt und in welchen Be­reichen GFK An­wendung findet, können Sie in unserem kosten­losen White Paper nach­lesen: