Ist ein individueller Sanierungsfahrplan sinnvoll?
Viele Eigentümer möchten ihre Immobilie energetisch sanieren – doch häufig fehlen ein klarer Überblick, Prioritäten und Informationen zu passenden Förderprogrammen. Genau hier kommt der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP) ins Spiel. Er zeigt Schritt für Schritt, welche energetischen Maßnahmen sinnvoll sind, wie sie kombiniert werden können und welche Förderungen infrage kommen.

Statt planlos vorzugehen, erhalten Eigentümer eine fundierte Entscheidungsgrundlage, wie sie Energie sparen, den Wert ihres Gebäudes erhalten und gezielt staatliche Fördermittel nutzen können.
Jan Buchta von der Energieagentur Oberfranken (EAO) begleitet Kommunen, Architekten und private Eigentümer in der Umsetzung solcher Pläne. Sein Ziel: energetische Potenziale realistisch einschätzen und effizient umsetzen. Die EAO fungiert dabei als unabhängige Beratungsstelle für Energieeffizienz, Klimaschutz und Fördermittelberatung – inklusive Hinweise zu ISFP-Förderung und Sanierungsfahrplan-Kosten.
Sanierungsfahrplan und seine Definition
Was ist ein Sanierungsfahrplan?
„Der individuelle Sanierungsfahrplan ist im Grunde eine maßgeschneiderte Strategie, die von einem zertifizierten Energieberater erstellt wird, um die Energieeffizienz eines Gebäudes Schritt für Schritt zu verbessern und den Umstieg auf erneuerbare Energien zu schaffen“, erklärt Jan Buchta, Vereins- und Projektmanager bei der Energieagentur Oberfranken. Der Sanierungsfahrplan beinhaltet eine energetische Bewertung des Ist-Zustands des Gebäudes, Vorschläge für konkrete Sanierungsmaßnahmenpakete, dazugehörige Kostenabschätzungen, Einsparpotenziale, die verfügbare Förderung und einen Zeitplan. „Sinn des Sanierungsfahrplans ist es, nicht nur energetisch, sondern auch finanziell optimale Lösungen auszuarbeiten, so dass unterm Strich eine klare Kostenersparnis für Verbraucher angestrebt wird“, so Buchta. So sollen mögliche Zusatzkosten vermieden werden, die durch eine falsche Reihenfolge oder Herangehensweise entstehen können. Der iSFP ist 15 Jahre gültig. Bei größeren Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen, wie Fördermittel oder Klimaziele, kann aber eine frühere Aktualisierung sinnvoll sein, sollten wesentliche Maßnahmen daraus noch nicht umgesetzt sein.
Wer darf einen Energiefahrplan erstellen?
Ausschließlich zertifizierte Energieberater dürfen den individuellen Sanierungsfahrplan erstellen: „Sie müssen gegenüber dem Bund nachweisen können, dass sie sich regelmäßig weiterbilden und auf dem neusten Stand der Technik sind“, so Buchta. Nur dann können sie sich auf der Energie-Effizienz-Expertenliste (EEE-Liste) der Deutschen Energieagentur (dena) eintragen lassen und nur dann gibt es für den Sanierungsfahrplan auch eine Förderung. „Selbstverständlich können auch Architekten diese Zusatzausbildung absolvieren und anschließend Sanierungsfahrpläne erstellen“, weiß Jan Buchta. Der Bericht muss dabei die formalen Vorgaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erfüllen.
Ablauf des individuellen Sanierungsfahrplans
Der Sanierungsfahrplan hat einen klar strukturierten Ablauf:
- Beratungsgespräch und Datenaufnahme vor Ort: Im ersten Schritt besichtigt der Energieberater das Gebäude, dokumentiert alle energetisch relevanten Bauteile und führt ein Gespräch mit den Eigentümern zu deren Vorstellungen und Bedürfnissen.
- Erfassung des Ist-Zustands: Anschließend wird das Gebäude digital mit einer Spezialsoftware nachgebaut. Dabei werden unter anderem die sogenannten Transmissionswärmeverluste berechnet. So lässt sich exakt feststellen, welche Bauteile besonders viel Energie verlieren.
- Entwicklung der Sanierungsvorschläge: Auf Basis der Analyse empfiehlt der Energieberater passende Maßnahmen zur Reduzierung der Energieverluste. Typische Maßnahmen reichen von Dämmung und Heizungstausch bis zur Integration von Photovoltaik, Lüftung oder Tageslichtlösungen. Je nach Zustand, Budget und Zielsetzung werden sie individuell zusammengestellt und schrittweise umsetzbar gemacht.
- Abstimmung mit den Eigentümern: Die vorgeschlagenen Schritte und Ziele werden gemeinsam diskutiert und gegebenenfalls an individuelle Lebenssituationen oder Budgets angepasst. So entsteht ein realistisches und praxisnahes Gesamtkonzept.
- Erstellung des iSFP: Auf Grundlage aller relevanten Informationen, wird der individuelle Sanierungsfahrplan final ausgearbeitet. Alle Maßnahmen, Zeitpläne, wirtschaftlichen Aspekte und Fördermöglichkeiten werden strukturiert dargestellt.
- Übergabe an die Eigentümer: Der Fahrplan wird ausgedruckt, den Eigentümern übergeben und im Rahmen eines weiteren Termins noch einmal ausführlich besprochen.
- Erläuterung des Sanierungsfahrplans: Der Energieberater klärt offene Fragen, skizziert Umsetzungsschritte und begleitet meist auch die Bauphase. Bei größeren Vorhaben können Architekten eingebunden werden, die idealerweise in enger Abstimmung mit den Energieberatern die Energieeffizienz ganzheitlich sichern. Übernimmt der Architekt auch die Effizienzplanung, erfolgt alles aus einer Hand.
Ist ein Sanierungsfahrplan verpflichtend?
"Durch den iSFP erhalten Eigentümer eine Übersicht, wie sich Umbau- und Modernisierungsaktivitäten ökonomisch und energetisch auswirken und wie sie am sinnvollsten vorgehen können", fasst Buchta zusammen. Die Umsetzung des Sanierungsfahrplans bleibt dabei freiwillig: „Die Maßnahmenpakete können in beliebiger Reihenfolge angegangen werden und müssen auch nicht alle umgesetzt werden. Wer einen solchen Fahrplan erstellen lässt, ist grundsätzlich zu nichts verpflichtet“, führt Buchta hinzu.
Sanierungsfahrplan: Förderung und Kosten
Wird der Sanierungsfahrplan gefördert?
Ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) ist also grundsätzlich freiwillig, wird aber Voraussetzung, wenn bestimmte staatliche Förderungen genutzt werden sollen. „Der Fahrplan wird aktuell mit bis zu 50 % vom Bund gefördert – allerdings nur für Wohngebäude“, erklärt Jan Buchta. Der Zuschuss ist dabei gedeckelt: Maximal 650 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser, 850 Euro für Mehrfamilienhäuser – plus 250 Euro für die Präsentation bei Eigentümerversammlungen.
Sanierungsfahrplan und BAFA Förderung

Die Förderung beantragt der Energieberater daraufhin direkt beim BAFA. Bis zur fertigen Bearbeitung dauert es meist ein bis drei Monate. Besonders attraktiv ist der iSFP durch zusätzliche Fördervorteile: „Der Clou ist, dass empfohlene Maßnahmen jeweils mit 5 % zusätzlich gefördert werden.“ Zudem kann sich dank des Sanierungsfahrplans die maximal förderfähige Investitionssumme von 30.000 auf 60.000 Euro pro Jahr verdoppeln – das bedeutet statt 6.000 bis zu 12.000 Euro Zuschuss. Der Fördersatz bleibt gleich, aber der Zuschuss steigt. „Am Ende geht es nicht selten um mehrere Tausend Euro“, so Buchta. Die Voraussetzung dabei ist jedoch, dass die Maßnahmen innerhalb von 15 Jahren umgesetzt werden. Auch für Nichtwohngebäude gibt es eine Option: Das BAFA fördert ein Energetisches Sanierungskonzept mit bis zu 4.000 Euro, je nach Grundfläche.
Was kostet ein Sanierungsfahrplan
Die Kosten für die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) liegen in der Regel zwischen 1.500 und 2.500 Euro – je nach Größe und Zustand des Gebäudes sowie dem Aufwand der energetischen Bewertung. Diese Summe umfasst in der Regel sämtliche Leistungen des Energieberaters, inklusive der Vor-Ort-Begehung, der Analyse des Ist-Zustands und der Ausarbeitung der Maßnahmenempfehlungen im iSFP.
Gut zu wissen: Für Ein- und Zweifamilienhäuser übernimmt das BAFA im Rahmen der Bundesförderung für Energieberatung bis zu 80 % der Beratungskosten, maximal jedoch 1.300 Euro. Bei größeren Wohngebäuden mit mehr Wohneinheiten oder bei Nichtwohngebäuden gelten höhere Höchstbeträge. Damit reduziert sich der Eigenanteil für Eigentümer in vielen Fällen auf nur wenige hundert Euro.
Für wen und wann lohnt sich ein Sanierungsfahrplan?
Der individuelle Sanierungsfahrplan eignet sich für viele Zielgruppen – insbesondere dann, wenn eine schrittweise Sanierung geplant ist. Das gilt vor allem für private Eigentümer von Ein- oder Zweifamilienhäusern, etwa wenn ein geerbtes Haus saniert werden soll, aber weder technisches Know-how noch ein Überblick über die Bausubstanz vorhanden ist. Der iSFP liefert hier nicht nur eine sinnvolle Orientierung, sondern auch Zugang zu zusätzlichen Förderungen.
Auch für kommunale und gewerbliche Gebäude ist der Sanierungsfahrplan interessant. „Viele Kommunen kämpfen mit hohen Unterhaltskosten für unsanierte Liegenschaften. Der iSFP bietet eine Strategie, diesen Teufelskreis zu durchbrechen“, erklärt Jan Buchta von der Energieagentur Oberfranken. Ähnlich sieht es in Gewerbeimmobilien aus: Energieeffizienz spielt längst nicht in allen Branchen eine Rolle, doch steigende Energiepreise sorgen für ein wachsendes Problembewusstsein.

Besonders sinnvoll ist der individuelle Sanierungsfahrplan, wenn Sanierungsmaßnahmen aus finanziellen Gründen in Etappen umgesetzt werden müssen. Statt einer teuren Vollsanierung zeigt er, wie Maßnahmen aufeinander aufbauen können – technisch wie wirtschaftlich. Auch für Architekten bietet der Fahrplan Vorteile: Er spart Planungszeit, schafft Klarheit bei Schnittstellen und verhindert teure Nacharbeiten. Darüber hinaus schützt er die Bausubstanz und steigert langfristig den Immobilienwert.
Nicht immer ist der iSFP jedoch die beste Lösung: Bei kleineren Einzelmaßnahmen, bei denkmalgeschützten Gebäuden mit stark eingeschränktem Handlungsspielraum oder bei einer kompletten Effizienzhaussanierung in einem Schritt können andere Förderprogramme geeigneter sein.
In welcher Reihenfolge sollte man sanieren?
Wer Maßnahmen aus dem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) umsetzen will, sollte laut Jan Buchta von der Energieagentur Oberfranken idealerweise mit der Dachsanierung starten: „Aus Sicht eines Energieberaters ist es sinnvoll, zuerst mit dem Dach anzufangen.“ Entscheidend sei jedoch der Zustand des Gebäudes: „Ist das Dach bereits teilsaniert, ist es wirtschaftlich nicht optimal, damit zu starten. Deshalb ist die individuelle Betrachtung im iSFP so wichtig.“
Bei unsanierten Gebäuden ist die Dachsanierung meist ein sinnvoller erster Schritt – vor allem, wenn weitere Maßnahmen folgen sollen. „Eine gute Dachdämmung, kombiniert mit Photovoltaik und modernen Tageslichtsystemen, kann den Energieverbrauch deutlich senken“, so Buchta. Gerade bei Unternehmen und Kommunen sei das Potenzial groß: „Veraltete Tageslichtsysteme sollten im Zuge der Sanierung ersetzt werden.“
Eine funktional und architektonisch überzeugende Lösung bieten moderne Tageslichtsysteme von LAMILUX. „Oberlichter helfen, Stromkosten zu senken – gleichzeitig sorgen Tageslicht und integrierte Lüftungssysteme für mehr Behaglichkeit, kontinuierliche Frischluftzufuhr und bessere Konzentration am Arbeitsplatz“, erklärt Buchta.

Unsere Tageslichtsysteme
Egal ob Flachdach Fenster, Lichtkuppel, Glasdach oder Lichtband – LAMILUX bietet ein breites Portfolio an Tageslichtsystemen. Mit echter Made-in-Germany-Qualität schaffen sie langlebige Lösungen für das Flachdach kombiniert mit ästhetischem Design.
Sanierungsfahrplan als Beispiel für Klimaneutralität
Sanierungsfahrpläne sind mehr als nur ein Beratungsinstrument, sie sind ein Schlüsselwerkzeug auf dem Weg zur Klimaneutralität. „Unser Ziel ist die Klimaneutralität bis 2045 auch im Gebäudebereich. Das ist durchaus ehrgeizig“, sagt Jan Buchta. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse man „zügig, aber vor allem strukturiert loslegen.“ Genau dafür ist der iSFP gemacht: Er schafft Transparenz, Planungssicherheit und Verbindlichkeit, sowohl für private Bauherren, als auch für Architekten, Kommunen und Gewerbebetriebe.
Wer heute fundiert plant, schafft die Basis für eine nachhaltige Gebäudekultur von morgen.