Warum die Abdichtung beim Flachdach so entscheidend ist
Im Gegensatz zu Steildächern kann ein Flachdach Regenwasser nur sehr langsam ableiten. Bereits kleine Undichtigkeiten führen schnell zu Feuchtigkeitsschäden an der Dämmung oder Tragkonstruktion. Besonders gefährlich sind feine Haarrisse, die sich durch Temperaturschwankungen und UV-Strahlung vergrößern.
Eine dauerhafte Flachdachabdichtung, die korrekt ausgeführt wurde, sorgt dafür, dass das Dach dauerhaft wasserdicht bleibt und seine Haltbarkeit behält – auch bei stehender Nässe, Frost und mechanischer Belastung.
Wie lange hält also ein Flachdach? Ein professionell abgedichtetes Flachdach hat, je nach Material, eine Lebensdauer von 25 bis 50 Jahren.

Der richtige Dachaufbau beim Flachdach – Grundlage jeder Abdichtung
Ein dichter Dachaufbau ist die Basis jeder Flachdachabdichtung. Nur wenn alle Schichten fachgerecht aufeinander abgestimmt sind, bleibt das Dach langfristig wasserdicht.
Ein typischer Flachdachaufbau besteht deshalb aus folgenden Komponenten:
- 1. Tragkonstruktion – meist aus Beton, Holz oder Trapezblech
- 2. Dampfsperre – verhindert das Eindringen von Raumfeuchtigkeit und Kondensat
- 3. Wärmedämmung – für Energieeffizienz und Temperaturstabilität
- 4. Abdichtungsschicht – schützt als wasserführende Schicht vor Feuchtigkeit
- 5. Schutzschicht oder Kiesschicht – dient als UV- und Witterungsschutz
Besonders wichtig ist das Gefälle: Laut Flachdachrichtlinie muss es mindestens 2% betragen, damit Regenwasser von der wasserführenden Schicht sicher abläuft. Ein falsches oder ungleichmäßiges Gefälle führt häufig zu stehenden Wasserflächen, die die Abdichtung langfristig belasten und im Ernstfall beschädigen.
So kannst du das Dach dicht machen: Dachdeckermeister Paul Heil erklärt im Video den richtigen Dachaufbau für das Abdichten des Flachdachs
Materialien und Systeme für die Abdichtung eines Flachdachs
Womit kann man ein Flachdach also am besten abdichten? Da ist jedes Flachdach anders – und das gilt auch für die Abdichtung. Die Auswahl des passenden Materials hängt von Dachnutzung, Witterung, Aufbau und Budget ab. Im Folgenden stellen wir deshalb die gängigsten Materialien der Dachabdichtung vor.
Bitumenbahnen – bewährte Abdichtung mit Tradition
Bitumenbahnen sind seit Jahrzehnten das Standardmaterial für Flachdächer.
Sie bestehen aus Polymerbitumen, werden meist zweilagig verlegt und durch Heißbitumenschweißen oder Kaltverklebung verbunden. Das Ergebnis ist eine besonders robuste, elastische und langlebige Abdichtungsschicht.
Vorteile der Bitumenabdichtung:
- Bewährtes System mit jahrzehntelanger Erfahrung
- Hohe mechanische Belastbarkeit
- Einfach zu reparieren oder nachzuarbeiten
Bitumenbahnen am Dach eignen sich hervorragend für große Flächen, Industriehallen aber auch Garagen. Die Lebensdauer beträgt dabei in der Regel 25 bis 30 Jahre, bei regelmäßiger Wartung deutlich länger.

Flüssigkunststoff – dauerhaft und perfekt für Detailbereiche
Wenn es um komplexe Anschlüsse, Durchdringungen oder Lichtkuppeln geht, ist Flüssigkunststoff häufig das Mittel der Wahl. Er wird flüssig aufgetragen, härtet aus und bildet eine nahtlose, elastische Abdichtungsschicht. Das Material haftet auf fast allen Untergründen – von Beton über Bitumen bis Metall – und eignet sich sowohl für Neubauten als auch Sanierungen.
Vorteile von Flüssigkunststoff:
- Nahtlos, fugenlos und vollflächig dicht
- Dauerelastisch und UV-beständig
- Ideal für schwierige Detailanschlüsse
Ein großer Vorteil ist die Vielseitigkeit: Flüssigkunststoff kann als vollwertige Abdichtung oder als Notabdichtung bei undichten Dächern eingesetzt werden, wenn ein Flachdach undicht ist. Auch Aufsatzkränze und Lichtkuppeln lassen sich damit hervorragend abdichten.
Profi-Hinweis: Achte auf systemkonforme Vlieseinlagen – nur so ist die Abdichtung dauerhaft rissüberbrückend.

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PVC-Dachbahnen – leichte und wirtschaftliche Kunststoffabdichtung
PVC-Dachbahnen (Polyvinylchlorid) sind seit vielen Jahren ein bewährtes Abdichtungsmaterial im Flachdachbau. Sie werden meist einlagig verlegt, mit Heißluft verschweißt und überzeugen durch geringes Gewicht sowie eine schnelle Verarbeitung – ideal für große Dachflächen oder Sanierungen mit begrenzter Tragfähigkeit.
PVC-Bahnen bestehen aus weichgemachtem Kunststoff mit Gewebeeinlage und bieten eine gute UV- und Witterungsbeständigkeit. Sie eignen sich für mechanisch befestigte, verklebte oder mit Auflast versehene Systeme und sind besonders auf Industrie- und Gewerbedächern verbreitet.
Vorteile:
- Leicht, flexibel und schnell verlegt
- Homogene Nähte durch Heißluftverschweißung
- Wirtschaftliche Lösung für große Dachflächen

Hinweis: PVC ist nicht bitumenverträglich – bei Sanierungen muss immer eine Trennlage zwischen alter Bitumenbahn und neuer PVC-Abdichtung eingelegt werden.
EPDM-Folie – langlebig, flexibel und nachhaltig
Ein weiteres Abdichtungssystem fürs Flachdach sind EPDM-Folien. Diese bestehen aus Synthesekautschuk und sind besonders langlebig: Sie halten oft über 50 Jahre und bleiben dabei elastisch, selbst bei extremen Temperaturen. Da die Bahnen meist in großen Formaten verarbeitet werden, entstehen kaum Nähte – ein klarer Vorteil gegenüber bituminösen Abdichtungen.

Vorteile der EPDM-Abdichtung:
- Hohe Lebensdauer und geringe Wartung
- Kalte Verarbeitung ohne offenes Feuer
- Hohe Elastizität und Dehnfähigkeit
- Umweltfreundlich und recycelbar
EPDM eignet sich sowohl für Neubauten als auch zur Sanierung alter Flachdächer – etwa, wenn das Flachdach neu abgedichtet oder eine alte Bitumenschicht überarbeitet werden soll.
Beschichtungen – einfache Lösung für die Flachdachsanierung
Flüssig aufzutragende Flachdachbeschichtungen aus PU, PMMA oder Silikonharz sind besonders bei Sanierungen beliebt. Sie können direkt auf bestehende Abdichtungen aufgetragen werden und bilden eine neue, wasserundurchlässige Schicht.
Solche Systeme sind eine gute Option, wenn eine Reparatur nötig ist oder eine vollständige Erneuerung zu aufwendig oder teuer wäre.
Detailstellen richtig abdichten – Durchdringungen und Aufsatzkränze
Die meisten Undichtigkeiten entstehen nicht in der Fläche, sondern an Detailstellen:
Dachdurchdringungen, Lichtkuppeln, Entwässerungsrohre oder Aufsatzkränze können zu typischen Schwachpunkten eines Flachdachs werden, wenn die Flachdachabdichtung nicht professionell erledigt wurde. Somit sind präzise handwerkliche Ausführung und passende Materialien entscheidend.
Profi-Tipp: Dachdeckerfreundliche Aufsatzkränze für Lichtkuppeln und Flachdach Fenster - wie die von LAMILUX - verfügen über passende Hilfen zur professionellen Abdichtung der Tageslichtsysteme. Sei es das GFK-Material an sich, das sich ohne weitere Arbeit optimal zur Abdichtung mit Flüssigkunststoff eignet oder spezielle PVC-Anschlussschienen und Klemmprofile – LAMILUX bietet für jedes Dach die passende Lösung.

Lichtkuppel abdichten
Ein sauberer, langlebiger Anschluss an die Lichtkuppel ist entscheidend für Energieeffizienz und Dichtigkeit. In diesem Beitrag zeigen wir, worauf es wirklich ankommt – Schritt für Schritt erklärt.
Flachdach abdichten – Schritt-für-Schritt-Anleitung für Dachdecker
Dachzustand prüfen
Bevor die Abdichtungsarbeiten beginnen, ist eine gründliche Prüfung der Dachfläche notwendig.

Beim Neubau liegt der Fokus auf dem Untergrund: Die Tragkonstruktion (z. B. Betondecke oder Trapezblech) muss eben, trocken, sauber und tragfähig sein. Auch die Position und Höhe der Abläufe, Aufkantungen und Aufsatzkränze sind vor Beginn der Arbeiten zu prüfen.
Bei einer Sanierung wird zunächst die vorhandene Abdichtung bewertet. Lose Bahnen, Blasen, Risse oder Durchfeuchtungen müssen markiert und dokumentiert werden. In vielen Fällen wird entschieden, ob die alte Abdichtung entfernt, überarbeitet oder als Trennlage weiterverwendet werden kann.
Dach reinigen und vorbereiten
Die beste Abdichtung nützt nichts, wenn der Untergrund nicht vorbereitet ist. Staub, Moose, Laub und lose Partikel werden gründlich entfernt – am besten mit Besen, Sauger oder Heißluftgerät. Feuchte Stellen müssen vollständig austrocknen, bevor Grundierung oder neue Bahnen verlegt werden. Je nach System folgt eine Haftgrundierung oder Trennlage (z. B. bei PVC auf Bitumen).
Abdichtung aufbringen
Nun wird das gewählte Abdichtungssystem aufgebracht:
- Bitumenbahnen werden heiß verschweißt oder kalt verklebt, mit 8–10 cm Überlappung.
- EPDM-Folien werden kalt verklebt oder mechanisch befestigt, Nahtstellen mit Spezialkleber oder Tape verbunden.
- Flüssigkunststoff wird mit Vlies armierend flüssig aufgetragen und härtet nahtlos aus.
- PVC-Bahnen werden mittels Heißluft verschweißt und mechanisch fixiert.
Alle Systeme müssen spannungsfrei, faltenlos und mit sauber ausgebildeten Anschlüssen verlegt werden. Ecken, Durchdringungen und Aufsatzkränze sind die häufigsten Schwachstellen – hier lohnt besondere Sorgfalt.
Kontrolle und Nacharbeit
Nach Fertigstellung ist eine Dichtheitsprüfung Pflicht. Je nach Dachgröße und System bieten sich verschiedene Verfahren an:
- Wasserstauversuch (Klassiker bei Flachdächern)
- Elektronische Leckortung (Niederspannungsverfahren)
- Thermografie zur Feuchtigkeitsdetektion
Darüber hinaus sollten Nahtüberlappungen, Anschlüsse und Randabschlüsse visuell geprüft werden. Erst nach erfolgreicher Kontrolle gilt die Abdichtung als abgenommen. Zum Schluss wird die Oberfläche mit Schutzlage, Kies oder Plattenbelag versehen, sofern das System dies vorsieht.
Praxis-Tipp: Eine detaillierte Fotodokumentation der Arbeitsschritte erhöht die Nachvollziehbarkeit – besonders bei Gewährleistungsfragen.
Kosten und Lebensdauer einer Flachdachabdichtung
Die Kosten für das Abdichten eines Flachdachs hängen stark von Material, Dachgröße und Aufwand ab.
Im Durchschnitt liegt der Preis zwischen 30 und 70 € pro m².
| Abdichtungssystem | Kosten pro m² (ca.) | Lebensdauer (ca.) |
| Bitumenbahnen | 30–50 € | 25–30 Jahre |
| PVC-Dachbahnen | 30–50 € | 25–35 Jahre |
| EPDM-Folie | 40–60 € | 40–50 Jahre |
| Flüssigkunststoff | 50–70 € | 25–35 Jahre |
| Beschichtungssysteme | 25–40 € | 10–15 Jahre |
Ein professionell abgedichtetes Flachdach kann – bei regelmäßiger Wartung – mehrere Jahrzehnte halten. Gerade bei Industriebauten, Garagen und Dachterrassen lohnt sich die Investition in hochwertige Materialien und eine fachgerechte Ausführung.
Flachdach dauerhaft dicht machen – Wartung und Pflege
Ein dichtes Flachdach braucht regelmäßige Kontrolle, weshalb eine Dachbegehung mindestens einmal jährlich ratsam ist. Dabei sollten Abläufe gereinigt, Blätter, Moos und stehendes Wasser entfernt und Abdichtungen auf Risse und Ablösungen geprüft werden. Auch Notabdichtungen sollten griffbereit sein – so können kleine Schäden schnell überbrückt werden, bis eine dauerhafte Reparatur möglich ist.
