Innenaufnahme eines modernen Atriums mit Glasdach und natürlichem Licht

Sanieren mit Tageslicht


Professionelle Tageslichtplanung bei einer Sanierung steigert den Wohnkomfort und Immobilienwert. Hier einige Expertentipps für optimale Tageslichtnutzung.


Lesezeit: 6 Min.

Warum der Umgang mit Tageslicht ein zentrales Bauprinzip ist

Tageslicht ist in Innenräumen ein wertvolles Gut. Es ist ein essenzieller Bestandteil moderner Architektur, der Wohlbefinden, Gesundheit und den Immobilienwert beeinflusst. Dennoch wird seine Bedeutung bei Sanierungsprojekten oft unterschätzt – gerade bei energetischer Ertüchtigung, Nachverdichtung oder Flächenoptimierung. Dabei bietet das natürliche Licht großes Potenzial.
Martin Hauer vom Lichtplanungsbüro Bartenbach hebt hervor, dass Tageslicht in der Architektur kein Bonus, sondern ein essenzielles Bauprinzip ist. Er erläutert, dass gerade ältere Gebäude mit hohen Räumen oft ideale Voraussetzungen für eine verbesserte Tageslichtnutzung bieten; ihm zufolge ein wichtiger Nachhaltigkeitsfaktor und Beitrag zur Wohngesundheit.

Glasdach PR60 über der Rolltreppe eines Einkaufszentrums.
Tageslicht in der sanierter Schultheiss-Galerie dank LAMILUX Glasdach PR60

Welche Eigenschaften machen Tageslicht so wertvoll?

Abgesehen von technischen Aspekten, hat Tageslicht eine starke psychologische Komponente. Martin Hauer erklärt: „Das Gebäude wirkt mit ausreichender Tagesbelichtung deutlich attraktiver und auch die Wertsteigerung der Bestandsimmobilien ist langfristig ein Faktor. Tageslicht hat die Fähigkeit, einen Raum und sein Erscheinungsbild mit der richtigen Lichtintensität und -farbe grundlegend zu verändern – und das ohne zusätzlichen Energie- und Ressourceneinsatz. Wenn man intelligent plant, kann man mit dieser gratis Ressource eine ganz andere Raumwirkung schaffen."

Johannes Zauner, Humanbiologe und Lichtplaner, betont die grundlegende Rolle von Tageslicht in der Wohnung für unsere Gesundheit. Er erklärt: „Viele wissen von den Zapfen und Stäbchen im Auge. Diese Rezeptoren ermöglichen uns die visuellen Eindrücke, beispielsweise Farben und Formen in unserer Umwelt, zu sehen. Dies deckt aber nur einen Teil des Informationsflusses an das Gehirn ab. Seit einigen Jahren ist ein weiterer Rezeptortyp im Auge bekannt: die sogenannten ipRGC, oder auch melanopsinhaltige Ganglienzellen. Diese spezialisierten, lichtempfindlichen Zellen kennen andere Ziele als unser Sehzentrum. Primär senden sie Signale an den suprachiasmatischen Nukleus (SCN), unserem zentralen Taktgeber, auch als innere Uhr bezeichnet. Über diese Verknüpfung und nachfolgende Signalkaskaden kann somit das Licht im Auge körperliche Prozesse steuern, wie etwa die nächtliche Ausschüttung von Melatonin.“

Wird zu wenig natürliches Licht aufgenommen, gerät die innere Uhr aus dem Gleichgewicht, was langfristig zu Schlafstörungen, Hormonstörungen und Stress führt. Zauner warnt außerdem: „Tageslicht als Priorität in der Sanierung ist entscheidend, da monotones Kunstlicht den positiven Effekt von Tageslicht nicht ersetzen kann.“
Natürliche Lichtverhältnisse steuern damit nicht nur Sehprozesse, sondern auch biologische Abläufe, die für Gesundheit und Wohlbefinden entscheidend sind.
 

Die Bedeutung der europäischen Tageslichtnorm EN 17037

Die in Deutschland seit 2019 gültige Norm EN 17037 definiert verbindliche, wissenschaftlich fundierte Kriterien für die Tageslichtqualität in Gebäuden. Sie umfasst unter anderem Mindestwerte für Tageslichtquotienten, die Anzahl der Sonnenstunden (direkte Besonnung) sowie qualitative Kriterien wie Ausblick und dynamische Tageslichtverteilung.

Ein großes Glasdach über dem Atrium eines Einaufszentrums.
Das Crystal Peaks Shopping Centre als Beispiel tageslichtoptimierter Sanierung

Hauer erläutert die Chancen, die sich aus der Norm ergeben: „Die neue Tageslichtnorm, die EN 17037, reagiert auf die wichtige Rolle von Tageslicht. Sie wurde vom Europäischen Komitee für Normung ins Leben gerufen, um einheitliche und wissenschaftlich fundierte Kriterien für Tageslicht in Gebäuden zu schaffen und so das Wohlbefinden der Nutzer zu verbessern. Eines der Kriterien ist demnach auch die direkte Besonnung, also die Anzahl der Tageslichtbesonnungsstunden an der Fassade. Oder auch das Thema des Ausblicks wird hier neben der Tageslichtversorgung extra bewertet.“
Diese Norm erhöht die Sensibilität für Tageslicht bei Planern, Bauherren und Nutzern  und unterstützt die Umsetzung gesunder und nachhaltiger Sanierungen.
 

Lichtplanung bei Sanierungen: Es beginnt mit der Bestandsanalyse

Sanierungen sind immer eine Herausforderung: Fassadenflächen sind begrenzt, Räume oftmals tief und Fensterflächen durch energetische oder denkmalpflegerische Vorgaben beschränkt. Deshalb ist die gezielte Lichtplanung am Anfang des Projektes so wichtig. Sie gibt vor, wie viel Tageslicht in den Wohnraum gelangt.

Hauer beschreibt den Ausgangspunkt: „Es startet immer mit einer Bestandsanalyse. Da schaut man sich grundsätzlich einmal an: Wie ist das Gebäude situiert, wie ist die Orientierung der Hauptfassaden, gibt es Einschränkungen hinsichtlich des Denkmalschutzes und wo gibt es tageslichtunterversorgte Bereiche? Dort sieht man dann bereits die größten Potenziale und Randbedingungen, an denen sich das Tageslichtkonzept orientiert.“

Der Innenhof eines Backsteingebäudes mit einem modernen Glasdach.
Innenhöfe im Zentrum eines Gebäudes dienen häufig als Tageslichtquelle.

Die Nutzung von Innenhöfen als Lichtquelle im Gebäudekern eröffnet zusätzliche Möglichkeiten. Hauer erläutert: „Innenhöfe sind per se sehr positiv, da hierdurch der Gebäudekern einfach belichtet werden kann. Aber vor allem das Dach ist natürlich im Sinne der Tageslichtnutzung sehr mächtig. Dank Oberlichtern, wie den Tageslichtsystemen von LAMILUX, können wir das Zenitlicht nutzen, was über den Tag verteilt das bessere Tageslichtangebot im Vergleich zum Seitenlicht generiert. Hier ist man unabhängig von der Fassadenorientierung und der Nachbarbebauung.“

Oberlichter, wie die von LAMILUX, lassen sich laut Martin Hauer auch mit anderen innovativen Systemen kombinieren: „Sie sind natürlich immer sehr effizient und effektiv – soweit man in die unteren Geschosse kommt. Vor allem bei Atrien bringe ich dadurch viel Tageslicht in die Gebäudetiefe. Diese lassen sich mit weiteren Lösungen kombinieren. Eines dieser Systemkonzepte, das auch bei Bartenbach entwickelt worden ist, sind Spiegelrastersysteme. Die blocken gezielt das direkte Sonnenlicht, aber nutzen das diffuse Tageslicht mit weniger Energie und Intensität über den Tag verteilt.“

Der Planungsprozess für die Tageslichtnutzung bei Sanierungen

Eine fundierte Tageslichtplanung folgt systematisch diesen Schritten:

  • Bestandsaufnahme und Analyse: Erfassung von Gebäudeorientierung, Fassadenflächen, Raumnutzung, Denkmalschutz und Lichtdefiziten.
  • Zieldefinition und Potenzialermittlung: Identifikation von Tageslichtmangelbereichen und Prüfung der Möglichkeiten von Oberlichtern, Innenhöfen oder Umbauten.
  • Hüllenoptimierung: Kombination von bauphysikalischen Anforderungen mit bestmöglicher Tageslichtausbeute.
  • Simulation und Visualisierung: Einsatz von Tageslichtquotienten, Sonnenstandanalysen bis hin zu BIM  und Virtual Reality zur realitätsnahen Bewertung von Lichtkonzepten.
  • Innenraumgestaltung: Nutzung heller Oberflächen und durchdachte Raumaufteilung verstärken den Lichteinfall.
  • Kombination mit Kunstlicht: Erst wenn das Tageslicht optimiert ist, wird ergänzendes, blendfreies Kunstlicht mit zonaler Steuerung ergänzt.

Martin Hauer dazu: „Wir versuchen außerdem immer mehr in Richtung der dynamischen Jahresbewertung zu gehen. Hier arbeiten wir mit realen Klimadaten und direkten Sonnenpositionen, die uns eine bessere Auskunft über die Tageslichtverteilung über das Jahr gesehen geben. Nur so können Tageslichtlenksysteme richtig bewertet und ihr Vorteil aufgezeigt werden.“

Sicht von unten auf ein Glasdach mit Spiegelrastern über einem Innenhof
Spiegelrastersysteme im Glasdach PR60 über dem Innenhof der Ludwig-Uhland-Schule

Moderne Tageslichtsysteme und Lichtlenkung

Nachfolgende Systeme sind effektiv, um Tageslicht in Innenräume zu bringen und zu steuern:

  • Oberlichter und Zenithlichtsysteme: Flachdach Fenster, Lichtkuppeln oder Glasdächer erzeugen bis zu dreimal mehr Tageslicht als vertikale Fenster. Außerdem sind sie besonders für Dachausbauten und Nachverdichtungen geeignet.
  • Spiegel- und Prismensysteme: Sie lenken Licht blendfrei, erhöhen die Lichttiefe und entkoppeln Tageslichteintrag vom Energieeintrag.
  • Plug-and-Play-Fassadensysteme: Sie erlauben modulare Nachrüstung mit hoher Präzision und erleichtern den Sanierungsablauf.
  • Transparente Photovoltaik: Diese speziellen Solarmodule erlauben eine nachhaltige Stromerzeugung mit Lichtdurchlass und Beschattung, optimal für moderne nachhaltige Gebäude.
Ein langes Dach eines städtischen Gebäudes mit transparenten Solarmodulen.
Transparente Photovoltaik ist für Dächer eine clevere, multifunktionale Lösung.

Hauer erläutert: „Abgesehen von unseren Tageslichtschächten geht es bei uns in der Forschung momentan immer mehr in Richtung Vorfertigungsgrad in der Sanierung. Auch das Thema Integration von Energieerzeugung ist ein großes Forschungsthema bei uns. Hier geht es neben Sonnenschutz und Tageslichtnutzung auch um transparente Photovoltaik. Durch mehr oder weniger PV-Integration kann ich eben auch den Tageslichteintritt steuern, wie bei einem Beschattungssystem, und zugleich Strom erzeugen.“

Die Bedeutung von Materialwahl und Reflexion

Materialien beeinflussen die Lichtwirkung im Raum maßgeblich. Helle Oberflächen reflektieren Tageslicht besser und sorgen somit für tiefere und gleichmäßigere Lichtverteilung. Raumoberflächen aufzuhellen, lohnt sich: Wände, Decken und Böden reflektieren Licht unterschiedlich. Helle Farben und Materialien mit hohem Reflexionsgrad verbessern die effiziente Lichtverteilung. Zauner führt aus: „Das gilt auch für opake Bauteile wie Fassaden. Vor allem in Innenhöfen oder Atrien, in denen eine hohe Menge an Tageslicht von oben kommt, lassen helle Flächen das Licht auch ins Gebäudeinnere gelangen.“
Besonders in lichtarmen Bereichen kann der gezielte Einsatz von Spiegeln, Prismen oder künstlerischen Installationen helfen.

Helles Atrium einer Hochschule mit verschiedenen Fenstern und AMILUX Glasdachs PR60
Helle Oberflächen reflektieren das Licht des LAMILUX Glasdachs PR60

Zauner beschreibt: „In einem Beispiel haben wir den Boden eines Innenhofes mit einer künstlerischen Installation aus spiegelnden und hellen diffusen Kugeln ausgestattet. Dieser Ansatz reflektiert einen Teil des Bodenlichts in Richtung der Aufenthaltsräume, ohne hohen technischen Aufwand.“

Praktische Tipps zur Tageslichtverbesserung

  • Fensterflächen gezielt vergrößern, Oberlichter im Dach nutzen
  • Innenhöfe hell und reflektierend gestalten
  • Offene Grundrisse und transparente Raumtrennungen einsetzen
  • Unterschiedliche Glasarten mit verschiedenen Transmissionsgraden nutzen, vor allem im Erdgeschoss
  • Lichtsimulationen im Planungsprozess einsetzen
  • Kombinierte Lichtkonzepte aus Tageslicht und steuerbarem Kunstlicht realisieren

Diese Maßnahmen helfen, Tageslicht auch in schwierigen Bestandsgebäuden optimal nutzbar zu machen.

Unsere Tageslichtsysteme

Egal ob Flachdach Fenster, Lichtkuppel, Glasdach oder Lichtband – LAMILUX bietet ein breites Portfolio an Tageslichtsystemen. Mit echter Made-in-Germany-Qualität schaffen sie langlebige Lösungen für das Flachdach kombiniert mit ästhetischem Design.

Jetzt Tageslichtsysteme kennenlernen!

Fazit und ein Wunsch für die Zukunft

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Tageslicht ist eine kostenlose und zugleich wertvolle Ressource, deren kluge Nutzung im Sanierungsprozess essenziell ist für gesunde, komfortable Wohnräume und langfristige Immobilienwerte. Die neuen Anforderungen der europäischen Tageslichtnorm EN 17037 bilden eine wissenschaftliche Grundlage für die Qualität der Lichtplanung.

Die Kombination aus präziser Bestandsanalyse, moderner Simulation, innovativen Technologien sowie einem bewussten Umgang mit Materialien ermöglicht es, Tageslicht effizient zu nutzen und Wohnkomfort sowie Wohngesundheit deutlich zu verbessern.
Die Experten Martin Hauer und Johannes Zauner machen deutlich: Wer Tageslicht in der Sanierung konsequent plant und umsetzt, sichert sich Zukunftsfähigkeit, Gesundheitsvorteile und Wohnqualität in besonderem Maße.

Atrium des Willibald-Gluck-Gymnasiums mit abgehenden Gängen und großem Glasdach PR60
Passivhaus zertifiziertes Glasdach über dem Atrium des Willibald-Gluck-Gymnasiums

Auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünscht, antwortet Martin Hauer: „Ich würde mir wünschen, dass man das integrale Planen wirklich mehr forciert. Wir brauchen ein Bewusstsein für die Mehrwerte, die Tageslichtplaner bieten können. Vor allem wenn das Thema Energieversorgung und Eigenversorgung im Gebäude immer wichtiger wird, braucht es die Verschränkung von energieaktiven Systemen und effektiver Tageslichtnutzung. Durch die frühzeitige gesamthafte Planung schaffen wir Plus-Energiegebäude und mehr Nachhaltigkeit. Die Tageslichtnorm unterstützt unsere Ziele ja bereits, doch wir wissen auch, dass die Thematik sehr komplex ist. Da rauchen auch uns manchmal die Köpfe, die schon lange Jahre im Business sind. Aber das verdeutlicht einfach nochmal unsere Stärke.“