Flachdach mit Schneedecke und Lichtkuppeln bei sonnigem Wetter.

Schneelast auf Dächern


Schneelast auf Dächern ist mehr als ein Winterthema: Schon wenige Zentimeter Schnee kann Gebäude gefährden. Erfahren Sie, wie Schneelasten berechnet werden, welche Unterschiede es bei Schneearten gibt und welche Bauprodukte zuverlässig schützen.


Lesezeit: 8 Min.

Warum Schneelast nicht zu unterschätzen ist

Das Wetter in Deutschland hat sich in den letzten Jahren spürbar verändert. Extreme Ereignisse wie Stürme oder starke Regen- und Schneefälle treten häufiger auf. Besonders die Schneelast stellt dabei eine Gefahr für Gebäude und Infrastrukturen dar. Sie wirkt direkt auf die Dachkonstruktion und kann enorme Kräfte entwickeln – vor allem auf Flachdächern, bei geringer Neigung oder komplexen Dachformen, wo sich Schnee staut und nur langsam abtaut. Nasser Schnee verschärft die Belastung zusätzlich, da er deutlich schwerer ist als Pulverschnee. Die Folgen reichen von Rissen, Verformungen und Undichtigkeiten bis hin zu gravierenden Schäden wie dem Einsturz eines Daches oder dem Bruch der Oberlichter. Neben hohen wirtschaftlichen Verlusten birgt zu hohe Schneelast demnach auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko, da einstürzende Dächer oder abrutschende Schneemassen Menschen in Gefahr bringen können. Umso wichtiger sind darum normgerechte Planungen, regelmäßige Kontrollen, rechtzeitige Schneeräumung und vor allem sichere Baukomponenten von Beginn an. 

Dachsanierung als Extremwetter-Schutz

Sturm, Regen und Schnee belasten gerade alte Oberlichter enorm und führen somit schnell zu gravierenden Schäden am Dach. Wer saniert, schützt deshalb Gebäude und Sachwerte langfristig.

So schützen Sie sich vor Schäden!

Welche Arten von Schnee gibt es?

Makroaufnahme einer Schneeflocke auf gefrorener Oberfläche.
Je nach Alter und Feuchtigkeit entwickelt Schnee enorme Massen

Um zu verstehen, welche Kräfte Schnee entwickeln kann, schauen wir uns die verschiedenen Arten mal genauer an. Schnee besteht aus winzigen Eiskristallen aus gefrorenem Wasser, die sich ineinander verhaken und bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zu leichten, flockigen Strukturen verbinden. Was auf den ersten Blick harmlos wirkt, kann jedoch sehr unterschiedliche Eigenschaften haben: Die verschiedenen Arten von Schnee unterscheiden sich stark in ihrer Dichte und damit in ihrem Gewicht. Genau das entscheidet darüber, wie hoch die Belastung für ein Dach ausfallen kann.

  • Frisch gefallener Schnee: lockere Flocken mit ca. 1 kN/m³ (≈ 100 kg/m³) – die leichteste Form.
  • Gesetzter Schnee: nach einigen Tagen verdichtet, etwa 2 kN/m³ – bereits doppelt so schwer.
  • Altschnee: nach mehreren Wochen stark komprimiert, 2,5–3,5 kN/m³ – deutlich höhere Belastung.
  • Feuchter Schnee: durch Nässe massiv schwerer, 4–6 kN/m³.
  • Eisschnee: die schwerste Variante, entsteht durch Antauen und Wiedergefrieren, bis zu 9,2 kN/m³.

Diese Unterschiede zeigen, wie dynamisch sich Schneelasten entwickeln können: Aus leichtem Pulverschnee wird durch Verdichtung, Regen oder Temperaturschwankungen schnell eine enorme Gefahr für Dächer. Deshalb ist es entscheidend, die verschiedenen Schneearten und ihre Belastungen schon bei der Planung und im Betrieb von Gebäuden zu berücksichtigen. 

Schneelast berechnen: So geht‘s

Um die Schneelast siauf einem Dach zu berechnen, die das Gebäude aushalten muss, spielen zwei Faktoren eine entscheidende Rolle. Einer davon ist die Schneelast sk auf dem Boden, die vom Standort des Bauwerks abhängig ist. Dabei werden sowohl dessen geografische Lage als auch seine Höhe über dem Meeresspiegel beachtet. Dafür gibt es Optionen, die Schneelast nach Postleitzahl zu recherchieren. Der zweite Faktor ist die Form des Daches, auf die die Schneelast wirkt.

Richtige Schneelast Zone finden

Deutschlandkarte mit farblich dargestellten Schneelastzonen.
Die Schneelast Zonen in Deutschland im Überblick

Zunächst muss somit geklärt werden, in welcher Schneelast Zone sich das Gebäude befindet. Deutschland ist dafür in fünf verschiedene Schneelastzonen (1, 1a, 2, 2a, 3) unterteilt, die sich aus der Intensität der Schneelasten in verschiedenen Regionen ergeben und auf der Karte gekennzeichnet sind. Während die Intensität der Schneelast in Zone 1 gering ist, steigt sie in Zone 2 an und erreicht in Zone 3 ihren Höhepunkt.

Bis zu einer bestimmten Höhe über NN gelten in den jeweiligen Zonen Mindestwerte für die Schneelast, wie in folgender Tabelle verdeutlicht:

Zone 10,65 kN/m²gültig bis 400 m über NN
Zone 1a0,81 kN/m²gültig bis 400 m über NN
Zone 20,85 kN/m²gültig bis 285 m über NN
Zone 2a:1,06 kN/m²gültig bis 285 m über NN
Zone 31,10 kN/m²gültig bis 255 m über NN

Schneelast individuell berechnen bei höheren Lagen

Liegen Gebäude in höherer Lage, muss die einzuplanende Schneelast individuell berechnet werden. Für diese Berechnung können die folgenden Formeln herangezogen werden. Dabei steht das „A“ für den englischen Begriff „Altitude“ und gibt an, auf welcher Höhe sich das Gebäude über Normalnull befindet. Die charakteristischen Werte der Zonen 1a und 2a sind um 25% höher als in der Zone 1 bzw. 2. Grund dafür ist, dass die Schneewahrscheinlichkeit in Zone 1a und 2a höher ist als in den umliegenden Gebieten.  

Zone 1: sk = 0,19 + 0,91 * ((A + 140) / 760) ²  
Zone 1a: sk = 1,25 * [0,19 + 0,91 * ((A + 140) / 760) ²]   
Zone 2: sk = 0,25 + 1,91 * ((A + 140) / 760) ²  
Zone 2a: sk = 1,25 * [0,25 + 1,91 * ((A + 140) / 760) ²]  
Zone 3: sk = 0,31 + 2,91 * ((A + 140) / 760) ² 

Schneelast auf Dach berechnen – mit Formbeiwert

Diagramm zur Berechnung der Schneelast auf ein geneigtes Dach mit Neigungswinkel α.

Nach der Ermittlung der Schneelast sk  auf dem Boden muss auch die Dachform des Gebäudes berücksichtigt werden. Um die Schneelast auf dem Dach si berechnen zu können, wird die folgende Formel verwendet. Dabei steht μi für den Formbeiwert der Schneelast und sk für den charakteristischen Wert der Schneelast auf dem Boden.

si = μi * sk

Die Last des Schnees wirkt dabei senkrecht auf den Grundriss des Flach- und Pultdachs und wird in der folgenden Abbildung als gleichmäßig verteilte Last dargestellt. Windeinflüsse können die Schneeverteilung zwar beeinflussen, werden hier jedoch vernachlässigt. 

Diagramm des Formbeiwerts in Abhängigkeit von der Dachneigung α.

Der Formbeiwert μi setzt sich aus den Variablen Dachform und Dachneigung (Flach-, Pult-, Satteldach) zusammen und gilt für Bauteile, die ausreichend gedämmt sind [ U < 1 W / (m²+K)] und eine übliche Eindeckung aufweisen. Er findet jedoch auch bei Glasdachkonstruktionen näherungsweise Anwendung. Die Formbeiwerte können in der DIN EN 1991-1-3 nachgelesen werden. Das nachfolgende Diagramm zeigt, wie sich die Formbeiwerte eines Flach- bzw. Pultdachs bei unterschiedlicher Dachneigung ergeben. Diese werden in der daneben liegenden Tabelle dargestellt.

Formbeiwert

0°≤ α ≤ 30 °

30° < α ≤ 60°

α > 60°

µ1

0,8

0,8 * (60° - α) / 30°

0

Beispielhafte Schneelasten in Deutschland – von Bayern bis Niedersachsen

Um nachvollziehen zu können, wie sich die Schneelast auf dem Dach si in unterschiedlichen Schneelastzonen von Deutschland berechnen lässt, werden die Musterberechnungen zweier konkreter Anwendungsfälle vorgestellt. Die erste Berechnung betrifft ein Flachdach in Oldenburg, Niedersachsen aus der Zone 1. In der zweiten Musterberechnung hingegen befindet sich das Gebäude in Garmisch-Partenkirchen, Bayern und damit in Schneelastzone 3.

Musterberechnung 1: Flachdach in Oldenburg, Niedersachsen  
Formfaktor µ = 0,8
Schneelastzone = Zone 1
Höhe über NN ca. 4 m → sk = 0,65 kN/m² (Sockelbetrag)
si = µ * sk
= 0,8 * 0,65 kN/m²
= 0,52 kN/m² (dies entspricht ca. 53 kg/m²)

Musterberechnung 2: Flachdach in Garmisch-Partenkirchen, Bayern
Formfaktor µ = 0,8
Schneelastzone = Zone 3
Höhe über NN ca. 710 m → sk = 0,31 + 2,91 * ((710 + 140) / 760) ² = 3,95 kN/m²
si = µ * sk
= 0,8 * 3,95 kN/m²
= 3,16 kN/m² (dies entspricht ca. 322 kg/m²)  

Lasten von 322 Kilogramm pro Quadratmeter hören sich zunächst enorm an. Doch bereits 0,65 Meter nasser Schnee können diese Massen erzeugen – bei vereistem Schnee reicht bereits eine Schicht von 0,4 Metern. Schneelast sollte demnach nicht unterschätzt werden, was die Bedeutung einer frühzeitigen und genauen Planung weiter verdeutlicht.  

Schneebedecktes Gründach mit runden Oberlichtern.
LAMILUX Flachdach Fenster F100 rund bei Schnee

DIN EN 1991 als wichtigste Schneelast-Norm

Die DIN EN 1991 (Eurocode 1) legt seit 2010 die grundlegenden Regeln zur Ermittlung von Schneelasten fest, die bei der Berechnung und Bemessung von Gebäuden berücksichtigt werden müssen. Sie gilt für Bauwerke bis zu einer Höhe von 1.500 m über Normalnull und wird in Deutschland durch den Nationalen Anhang DIN EN 1991-1-3/NA sowie die Änderung DIN EN 1991-1-3/A1 (2015) konkretisiert. Damit werden regionale Besonderheiten wie Schneelastzonen oder Höhenkorrekturen berücksichtigt.

Die DIN EN 1991 ist Teil der europäischen Eurocode-Reihe, die einheitliche Konstruktionsgrundlagen im Bauwesen schafft. Während die DIN EN 1990 die allgemeinen Grundsätze der Tragwerksplanung definiert, enthalten die Teile der DIN EN 1991 die Lastannahmen für Gebäude, darunter auch Schnee, Wind oder Temperatur. 
Ziel ist es, eine europaweit einheitliche und zugleich sichere Bemessungsgrundlage für Ingenieure und Planer zu schaffen. 

Schneelast bei Glasdach, Lichtkuppel und Co.

Auch Oberlichter wie Lichtkuppeln oder Glasdächer müssen zuverlässig den örtlich auftretenden Schneelasten standhalten. Je nach Material kommen dabei unterschiedliche Berechnungs- und Prüfverfahren zum Einsatz. LAMILUX ist als Hersteller hochwertiger Tageslichtsysteme hier Experte.
Glasdächer werden bei LAMILUX grundsätzlich projektspezifisch geplant und entsprechend der regionalen Schneelastanforderungen dimensioniert. So wird sichergestellt, dass jedes Bauvorhaben den statischen Vorgaben sicher entspricht.

Bei Lichtkuppeln ist die Einbaulage im Vorfeld nicht immer bekannt. Daher weist LAMILUX nach der Norm EN 1873 die sogenannte DL-Klasse aus. Sie beschreibt den Widerstand einer Lichtkuppel gegen abwärts gerichtete Lasten (N/m²) und muss mindestens dem 1,5-fachen der örtlichen Schneelast entsprechen (Sicherheitsbeiwert nach DIN EN 1990). Die Auswahl einer passenden DL-Klasse liegt in der Verantwortung des Planers oder Bauherrn – LAMILUX unterstützt dabei beratend.
Besonders hervorzuheben ist die LAMILUX Lichtkuppel F100 W mit innovativer Wellenform zur effizienten Lastverteilung:

  • Bis zur Größe 180/270 ist sie mindestens mit DL 3000 geprüft, was Standorte in Zone 3 bis 500 m NN sowie in Zone 2 bis knapp 700 m NN abdeckt.
  • Für höhere Schneelasten empfiehlt LAMILUX kleinere Kuppeln: Varianten bis 150/150 sind beispielsweise mit DL 5000 geprüft und erfüllen damit auch Anforderungen in Zone 3 bis etwa 700 m NN.

Auch Flachdach Fenster und Lichtbänder als wichtige Rauch- und Wärmeabzüge (RWA) weisen Schneelasten bis zu SL 2000 auf. Damit zeigt sich, dass die Produkte von LAMILUX stets so ausgelegt sind, dass sie den regional typischen Schneelasten sicher standhalten – bis hin zu extremen Bedingungen in Zone 3. 

Unsere Tageslichtsysteme

Egal ob Flachdach Fenster, Lichtkuppel, Glasdach oder Lichtband – LAMILUX bietet ein breites Portfolio an Tageslichtsystemen. Mit echter Made-in-Germany-Qualität schaffen sie langlebige Lösungen für das Flachdach kombiniert mit ästhetischem Design.

Jetzt Tageslichtsysteme kennenlernen!

Schneelasten einplanen – sicher bauen

Flachdach mit Schneedecke und Lichtkuppeln bei sonnigem Wetter.
LAMILUX Lichtkuppel F100 W für maximale Stabilität bei Schneelast

Die Berücksichtigung von Schneelasten ist entscheidend für die Sicherheit und Langlebigkeit von Bauwerken. Daher ist es notwendig, die Flächenlasten sorgfältig zu berechnen und die relevanten Regelwerke wie die DIN EN 1991-1-3 sowie die Fachregeln des Dachdeckerhandwerks zu beachten. Diese Regelwerke unterstützen Planer, Bauherren und Handwerker bei der Erstellung statischer Nachweise und erfordern eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten, um Bauprojekte effizient und sicher umzusetzen. 

Durch eine gründliche Auseinandersetzung mit den Anforderungen an Schneelasten kann die Sicherheit gewährleistet und Bauschäden vermieden werden. Zertifizierte und innovative Bauelemente wie die Tageslichtsysteme von LAMILUX tragen hier wesentlich zur Sicherheit der Gebäude bei und verhindern Schäden langfristig.